Veröffentlicht am 27.10.2025

Der Bauplan des Universums: Die Wissenschaft als Zeugin des Schöpfers
In einer Zeit, in der viele glauben, Wissenschaft und Glaube seien unvereinbare Gegensätze, möchte ich aus muslimischer Sicht eine Brücke bauen. Der Islam fordert uns ausdrücklich auf, über die Schöpfung nachzudenken (Tafakkur), denn in den Wundern des Universums liegen die unverkennbaren "Zeichen" (Ayat) des Schöpfers. Für mich als Muslimin ist die moderne Wissenschaft kein Widerspruch zum Glauben an Allah, sondern eine immer detailliertere Bestätigung Seiner Existenz und unendlichen Weisheit, die das gesamte Universum und alle Menschen aller Kulturen erschuf.
Wir müssen die Existenz des Schöpfers nicht durch religiöse Dogmen beweisen, sondern können uns der unbestechlichen Logik der Kausalität und der Feinabstimmung bedienen, die sich auch in aktuellen wissenschaftlichen Studien widerspiegelt.
Die Logik der Ersten Ursache (Kausalitätsprinzip)
Die grundlegendste Frage, die jede Wissenschaft stellen muss, ist die nach dem Anfang. Das Universum, in dem wir leben, ist nicht ewig; es hatte einen Beginn, den die Kosmologie als Urknall (Big Bang) beschreibt. Vor 13,8 Milliarden Jahren expandierte alles aus einem extrem dichten, heißen Singularitäts-Zustand.
Was war vor dem Anfang? Was löste diesen "Urknall" aus? Das Kausalitätsprinzip besagt, dass alles, was entsteht (oder sich verändert), eine Ursache außerhalb seiner selbst haben muss.
- Das Universum ist eine entstandene Realität (es hat sich verändert, es hatte einen Anfang).
- Daher muss es eine Erste Ursache (den Schöpfer) geben, die selbst nicht entstanden und unveränderlich ist.
Dieser Schöpfer (Allah) muss außerhalb von Raum und Zeit existieren, da Er Raum und Zeit selbst geschaffen hat. Der Koran selbst fordert die Leugner heraus: "Oder sind sie etwa aus dem Nichts erschaffen worden, oder sind sie (gar) selbst die Schöpfer? Oder haben sie (etwa) die Himmel und die Erde erschaffen? Nein! Vielmehr sind sie nicht überzeugt." (Koran 52:35-36). Die Vernunft allein verbietet die Vorstellung, dass alles aus purem Nichts von selbst entstanden ist.
Die Feinabstimmung des Universums als Beweis
Eines der überzeugendsten Argumente aus der modernen Physik ist das der Feinabstimmung (Fine-Tuning). Es beschreibt, wie unzählige physikalische Konstanten und Naturgesetze exakt auf die Existenz von Leben abgestimmt sind – eine Abweichung von nur wenigen Promille würde die Entstehung von Sternen, Planeten und komplexen Molekülen unmöglich machen.
- Gravitationskonstante: Wäre sie nur geringfügig stärker oder schwächer, gäbe es keine stabilen Sterne oder das Universum wäre schon lange kollabiert.
- Stärke der elektromagnetischen Wechselwirkung: Diese bestimmt, wie Atome miteinander interagieren. Wäre sie anders, könnten keine komplexen chemischen Verbindungen entstehen.
- Dunkle Energie: Die beobachtete Dichte der dunklen Energie liegt in einem extrem engen Bereich, der die Expansion des Universums für Leben gerade richtig macht.
Wissenschaftler wie der Astrophysiker Sir Fred Hoyle, ursprünglich ein Atheist, äußerten sich angesichts dieser Präzision tief beeindruckt und meinten, dass eine „super-intelligente Wesenheit“ die Physik „ausgeheckt“ haben müsse. Diese Präzision der Naturgesetze ist ein starkes Argument gegen den reinen Zufall. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Konstanten durch reinen Zufall entstehen, ist astronomisch klein. Es deutet vielmehr auf einen bewussten Designer hin, der das Universum mit einem Zweck (Teleologie) erschaffen hat.
Die Einheit der Schöpfung
Aus muslimischer Sicht erschuf dieser Schöpfer nicht nur die physikalische Realität, sondern auch alle Menschen aller Kulturen. Die Einheit des Schöpfers (Tawhid) impliziert die Einheit der Schöpfung. Egal, ob wir in Mekka, Rom oder Peking leben, wir alle sind Produkte desselben universellen Bauplans und unterliegen denselben Naturgesetzen. Die Wissenschaft, die uns alle miteinander verbindet, zeugt von der Einzigartigkeit des Schöpfers.
- Die wissenschaftliche Untersuchung des Universums führt zur Anerkennung der göttlichen Macht und Weisheit.
- *Der "Ihsan" (die Hinwendung zum Guten), wie im vorherigen Blogartikel beschrieben, wird zur moralischen Pflicht im Angesicht dieser wunderbaren, perfektionierten Schöpfung.
Die Wissenschaft enthüllt die Wie-Frage (wie das Universum funktioniert), während der Glaube die Warum-Frage (den Zweck der Existenz) beantwortet. In der Bewunderung der wissenschaftlichen Entdeckungen finden wir als Muslime eine Bestätigung des Allmächtigen, der mit absoluter Stärke und Barmherzigkeit alles ins Dasein rief.