Veröffentlicht am 27.10.2025

Der einzige ewige Sieg: Die Hinwendung zum Guten
Die moderne Welt neigt dazu, Gutsein mit Schwäche zu verwechseln. Wer barmherzig ist, gilt schnell als naiv. Wer Geduld übt, wird als zögerlich belächelt. Doch aus universell muslimischer Sicht ist diese Annahme eine fundamentale Fehleinschätzung. Wahre Stärke ist nicht das Gegenteil des Guten, sondern dessen reinste Essenz. In der Existenz ist nur das Gute, das Wahre und das Gerechte ewig, während das Schlechte eine temporäre Illusion der Niederlage ist.
Die Hinwendung zum Guten (Ihsan in der islamischen Terminologie) bedeutet die bewusste Wahl, sich jene Qualitäten anzueignen und zu perfektionieren, die den Menschen in seiner besten Form auszeichnen. Diese Haltung ist alles andere als passiv; sie erfordert die größte aller Kräfte: charakterliche Stärke.
Stärke als Tugend
Stärke ist in Wahrheit eine Tugend, und Tugenden sind die Waffen des Guten. Gut sein heißt demnach nicht, schwach zu sein, sondern die innere Macht zu besitzen, das Richtige zu tun, auch wenn es unbequem oder gefährlich ist. Die Hinwendung zum Guten ist ein ständiger innerer Kampf, der nur mit kultivierten Tugenden gewonnen werden kann:
- Mut und Tapferkeit (Shaja'a): Die Kraft, Ängste zu überwinden, um für die Wahrheit einzustehen. Dieser Mut versetzt Berge und überwindet Ozeane oder Wüsten, nicht nur physisch, sondern auch im übertragenen Sinne, indem wir die schwierigsten Herausforderungen des Lebens annehmen.
- Güte und Barmherzigkeit (Rahma): Die Stärke, die Hand auszustrecken, statt zurückzuschlagen; die innere Größe, zu vergeben und zu lieben. Barmherzigkeit ist die umfassendste Eigenschaft Gottes und somit die höchste menschliche Tugend.
- Weisheit (Hikmah): Die Fähigkeit, das Gute zu erkennen und es zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, in der richtigen Art und Weise anzuwenden. Weisheit ist die Lenkung der Stärke.
Heldentaten und gerechte Verteidigung
Diese Tugenden führen zu Heldentaten. Diese Taten müssen nicht immer spektakulär sein, aber sie entspringen immer dem inneren Mut, das Gute zu verwirklichen. Das schließt auch die mutige Verteidigung der Gerechtigkeit ein. Wenn das Gute angegriffen wird – sei es die Würde eines Menschen, die Wahrheit oder die Freiheit –, bedeutet die Hinwendung zum Guten, sich heldenhaft und entschieden gegen ungerechte Aggressionen zur Wehr zu setzen. Das ist keine Aggression, sondern eine heldenhafte Verteidigung des Rechts und der göttlichen Ordnung.
Der wahre Muslim, der Mensch des Guten, ist damit kein stiller Dulder, sondern ein mutiger Anwalt der Gerechtigkeit, der seine Stärke nicht für eigene Zwecke, sondern zum Schutz des Schwächeren und der Wahrheit einsetzt.
Der ewige Sieg
Das Schlechte hingegen ist im Kern die Abwesenheit von Substanz und somit die ewige Niederlage. Lügen, Ungerechtigkeit und Hass zerfallen letztlich von selbst, weil ihnen die innere Kraft der Wahrheit fehlt. Die Hinwendung zum Guten ist der einzige Pfad, der zur Ewigkeit des Sieges führt, weil er in Einklang mit dem wahren Wesen der Existenz steht.
Der Weg zur ewigen Stärke:
- Stärke definieren: Gutsein ist nicht Schwäche, sondern kultivierte innere Stärke.
- Tugenden pflegen: Mut, Barmherzigkeit und Weisheit sind die Schlüsselqualitäten.
- Gerechtigkeit verteidigen: Heldentum bedeutet, das Gute aktiv und mutig zu schützen.
- Existenzielle Wahrheit: Das Gute besitzt Dauer und ist der einzige Sieg für die Ewigkeit.