Veröffentlicht am 27.10.2025

Über universelle Spiritualität aus muslimischer Sicht

Als fromme Muslimin, deren Herz für die Einheit schlägt, blicke ich auf die Welt und sehe keine Mauern, sondern vielfältige Pfade, die alle zu derselben Quelle führen. Die wahre Essenz der Religion – die universelle Spiritualität – ist das Licht, das in jedem von uns brennt und uns mit dem Göttlichen und der gesamten Schöpfung verbindet.

 

Manche mögen das als eine ungewöhnliche Perspektive empfinden, aber für mich ist es eine logische Konsequenz der Liebe und Barmherzigkeit, die in meiner eigenen Tradition verwurzelt ist. Wenn Gott (Allah) der Schöpfer von allem ist, wie könnte Er dann die vielfältigen Wege ablehnen, auf denen die Menschen Seine Gegenwart suchen?

 

Die Einheit jenseits der Form

 

Universelle Spiritualität bedeutet für mich, die tiefen, gemeinsamen Werte zu erkennen, die unter der Oberfläche von Ritualen, Sprachen und Dogmen liegen. Es geht darum, die Tiefenstruktur des Glaubens zu sehen, nicht nur die äußere Form.

 

  • Der Glaube an das Göttliche: Alle großen Traditionen ehren eine höhere, transzendente Wirklichkeit, sei es Gott, das Absolute, das Tao oder Brahman.
  • Die Goldene Regel: Die Aufforderung zur Nächstenliebe und zum ethischen Handeln ist universell: "Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest."
  • Die Innere Reise: Unabhängig von der Gebetsrichtung streben wir alle nach innerem Frieden, nach Erkenntnis und nach der Reinigung des Herzens.

 

Die Gleichwertigkeit aller Wege

 

Ich glaube fest daran, dass alle guten, großen Religionen dieser Welt gleichwertig sind. Es gibt keinen Vorrang der einen Kultur oder Tradition vor einer anderen. Meine eigene Tradition lehrt mich den Respekt gegenüber den "Leuten der Schrift" (Juden und Christen), doch mein Herz weitet diesen Respekt auf alle spirituellen Wege aus, die Gutes hervorbringen.

 

Es ist nicht notwendig, unsere eigenen Überzeugungen aufzugeben, um diese Gleichheit anzuerkennen. Im Gegenteil: Die Achtung der Vielfalt stärkt den eigenen Glauben, indem sie uns das Ausmaß der göttlichen Weisheit vor Augen führt.

 

Einheit bedeutet nicht Gleichheit, sondern Gleichwertigkeit: Jede Blume im Garten ist einzigartig, aber jede ist gleichermaßen ein Wunder der Schöpfung.

 

Die Notwendigkeit von Respekt und Dialog
 

In unserer heutigen, eng vernetzten Welt ist diese Perspektive keine philosophische Spielerei, sondern eine Notwendigkeit. Wir alle sind aufgerufen, Kulturen auf Augenhöhe zu begegnen.

 

  • Gegenseitiger Respekt: Anerkennung der spirituellen Integrität des anderen Weges.
  • Kennenlernen: Neugier und Offenheit statt Vorurteile. Wir müssen die Erzählungen der anderen hören.
  • Voneinander Lernen: Wir können von der Achtsamkeit des Buddhismus lernen, von der tiefen Ethik des Judentums, der unerschütterlichen Nächstenliebe des Christentums oder der Hingabe an Allah des Islam – all das bereichert unseren eigenen Weg.

 

Universelle Spiritualität ist somit eine Haltung des Herzens: Es ist die Erkenntnis, dass wir alle Kinder des einen Schöpfers sind, verbunden durch die gemeinsame Suche nach Sinn, Liebe und Frieden. Mögen wir alle in diesem Sinn des Friedens und der Geschwisterlichkeit zusammenleben.

 

 

Quellen aus dem Koran und den Hadithen:

Ich glaube daran, im Namen des einen universellen Schöpfers, dass alle guten und frommen Menschen auf der Welt Brüder und Schwestern sind…

Einige Hinweise aus dem Koran und den Hadithen seien hier aufgeführt:

„Siehe, diejenigen, die glauben, die sich zum Judentum bekennen, die Christen und die Sabier – wer an Gott glaubt und an den Jüngsten Tag und rechtschaffen handelt, die haben ihren Lohn bei ihrem Herrn, sie brauchen keine Furcht zu haben und sollen auch nicht traurig sein!“ (Koran 2/62)

„O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Gewiss, der Geehrteste von euch bei Allâh ist der Gottesfürchtigste von euch. Gewiss, Allâh ist Allwissend und Allkundig.“

(Koran 49/13).

"Selbst wenn das Wissen in China ist, ersucht es. Denn Wissen ist für jeden Muslim Pflicht." (Hadith des Propheten Mohammed; Bayhaqi, Shu'ab al-Iman-Beyrut, 1410, 2/253).

Und die Hinweise, dass es reiche, an das Gute und zumindest einen Funken an den Schöpfer zu glauben, um die Ewigkeit zu retten:

Abu Sa'id Ibn Malik Ibn Sinan al-Hudri (ra) sagte: Der Prophet (Friede sei mit ihm) sagte:

„Wer auch nur ein Quäntchen Glauben in seinem Herzen hat, wird aus dem Feuer herauskommen.“ Abu Said sagte: Wer auch immer (an der Wahrheit dieses Berichts) zweifelt, möge den folgenden Vers rezitieren: „Wahrlich, Allah tut nicht das kleinsten Teilchen Unrecht...“ (Koran, 4/40)

Tirmidhi, Sifatu Jahannam 10

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